mmm 02: Vertrauen ist gut, Technik ist besser. Oder?

Wir verlassen uns enorm auf Technik: Herzschrittmacher, Navis, Ampeln, Flugradar. Neue digitale Erfindungen verstärken diesen Trend. Sorgt dieses stetige Mehr an Technik in unserem Leben dafür, dass wir immer weniger darauf angewiesen sind, anderen Menschen zu vertrauen? Wem oder was vertrauen wir eigentlich, wenn wir Technik vertrauen? Können wir überhaupt Computern und ähnlichen Maschinen vertrauen?

Was ist davon zu halten, wenn moderne digitale Technik wie etwa die Blockchain-Technik als Vertrauensmaschine („trust machine“) angepriesen wird? Entsteht Vertrauen durch Wissen? Oder ersetzt es Wissen? Was bedeutet es für unser Vertrauen, wenn neuartige Lügendetektoren uns versprechen, durch Künstliche Intelligenz jede Lügnerin zu erkennen? Verändern uns solche Versprechen?

Wer über Vertrauen redet, der landet auch bei gegrillten Gehirnen, dem Arbeitslosengeld und heimtückischen Attacken, um AutofahrerInnen zu köpfen. Das zumindest haben Susann Kabisch und Jens Scholz erlebt, als sie mit dem Philosophen Prof. Dr. Andreas Kaminski über Vertrauen in moderne Technik geredet haben.

Andreas ist Leiter einer Abteilung für Wissenschafts- und Technikphilosphie am Höchstleistungsrechenzentrum (HLRS) in Stuttgart. Aktuell hat er eine Gastprofessor an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) inne, genauer gesagt am CSS Lab („Computational Science Studies). Dort beschäftigt er sich mit Wissenschaft und Technik und mit Epistemologie, also der Lehre von der Erkenntnis.

Besonders beschäftigt ihn das Phänomen der Zeugenschaft, also die Tatsache, dass wir uns sehr oft auf das Wissen und die Behauptungen Anderer verlassen (müssen). Vertrauen ist keine leicht zu durchschauende Angelegenheit – was man schon an dem Titel der Habilitationsschrift von Andreas sieht, die den Titel trägt: „Die verwickelte Einfachheit von Vertrauen“.

Play

 

Zusatzmaterial und weiterführende Hinweise zur Sendung:

Andreas Kaminski (HLRS)

Epistemologie – die Theorie der Erkenntnis (Wikipedia-Artikel)

Andreas Kaminski (2017): Hat Vertrauen Gründe oder ist Vertrauen ein Grund? (Aufsatz)

Assurance View in der Theorie der Zeugenschaft (Stanford Encyclopedia of Philosophy)

Uwe Fraunholz (2002): Motorphobia. Anti-automobiler Protest in Kaiserreich und Weimarer Republik (Buch)

Jens Scholz (2015): Cory Doctorow und Sozialforschung über Hartz4-Empfänger auf der re-publica 2015 (Blog-Artikel)

Jake Bittle (2020): Grenzschutz: Alles Lüge? KI bei Lügendetektoren (Heise)

Jake Bittle (2020): Lie detectors have always been suspect. AI has made the problem worse (MIT Technology Review)

Ann-Kathrin Nezik (2020): Falsch geblinzelt – iBorderCtrl  (Die ZEIT)

Keeley Crocket, James O‘Shea, Wasiq Khan (2020): Automated Deception Detection of Males and Females From Non-Verbal Facial Micro-Gestures (IEEE World Congress on Computational Intelligence)

Interview mit Kevin Werbach (2019): Blockchain as Trust Machine (The Economist)

Sebastian Hallensleben, Roland. W. Scholz, Andreas Kaminski, Julio Lambing (2020): Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit digitaler Daten und Informationen (Konzeptionspapier im Rahmen des Projekts DiDaT)

Der Philosoph Richard Moron (Persönliche Website)

Der Soziologe Max Weber (Wikipedia-Artikel)

Der Soziologie Georg Simmel (Wikipedia-Artikel)

Der Philosoph René Descartes (Wikipedia-Artikel)