mmm 08: Fairer Handel durch Digitalisierung? Friedel Hütz-Adams zur Zukunft von Wertschöpfungsketten
Im Waren- und Lebensmittelhandel versprechen neue digitale Anwendungen eine lückenlose Nachverfolgbarkeit und Transparenz. Vom bio-zertifizierten Anbau bis zur ethisch vertretbaren Ernte und einem sicheren Transport könnten sich Verbraucher*innen in naher Zukunft selbst ein Bild machen: Jeder Schritt dieser Wertschöpfungskette wäre z.B. durch eine Blockchain fälschungssicher dokumentiert und einsehbar. Das würde nicht nur die Sicherheit von Kühlketten und Medikamentenlieferungen erhöhen, sondern eröffne auch neue Möglichkeiten für einen gerechteren Welthandel.
Aber treffen solche Versprechungen der Digitalisierung die realen Produktionsbedingungen in den Ländern des globalen Südens? Werden Handelsbeziehungen automatisch schon gerechter, wenn sie transparent sind? Verbessern digitalisierte Handelswege wirklich die wirtschaftliche Situation von Bäuer*innen und Arbeiter*innen in sogenannten Entwicklungsländern? Auch Fair-Trade-Siegel sind dafür gedacht, Lieferwege transparenter zu machen – gibt es Erfahrungen, die wir für die Digitalisierung der Lieferwege nutzen können?
Ausgehend von den aktuellen Entwicklungen um die Blockchain-Technik sprechen Julio Lambing und Sebastian Gallehr in dieser Folge mit dem entwicklungspolitschen Experten Friedel Hütz-Adams, der viel über gerechte Handelswege und globale Wertschöpfungsketten geforscht hat. Mit Beispielen aus dem Kakao-Sektor Westafrikas und dem Kaffeehandel in Ostafrika illustriert Hütz-Adams die Problematiken und Chancen, die auftauchen, wenn transnational agierende Unternehmen mittels digitaler Technik mehr Transparenz in ihre Wertschöpfungsketten bringen wollen.
Friedel Hütz-Adams ist seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei SÜDWIND – Institut für Ökonomie und Ökumene in Bonn. Dort beschäftigt er sich damit, wie Armut und Missstände im globalen Süden mit dem Verhalten von Wirtschaft, Politik und Verbraucher*innen in Deutschland zusammenhängen. Er hat zahlreiche Studien über ökologische und soziale Probleme in Wertschöpfungsketten verfasst, darunter seit 2009 eine ganze Reihe von Studien zu verschiedenen Aspekten des Handels mit Lebensmitteln und Textilien. Er ist Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirates der REWE Group.
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Zusatzmaterial und weiterführende Hinweise zur Sendung:
↗ Was bringt der Faire Handel? (Radio-Interview, WDR)
↗ “Eine Frage des Wollens“ – Transparenz durch Lieferkettengesetz (Streitgespräch zwischen Claudia Brück und Friedel Hütz-Adams, der Freitag vom 28.11.2020)
↗ Bittere Schokolade – Warum wir eine faire Kakaoproduktion brauchen (Text von Friedel Hütz-Adams)
↗ Herausforderungen und Lücken von Zertifizierungsansätzen (Positionspapier Südwind Institut)
↗ Preisgestaltung in der Wertschöpfungskette Kakao – Ursachen und Auswirkungen (Studie 2018)
↗ Das digitale Glück der Kenianer (Zeitungsartikel über Mobile Money; Sabine Cessou; Le Monde diplomatique vom 13.12.2018)
↗ Fairtrade – Wenn Kaffee bitter schmeckt (ZEIT online vom 18.08.2014)
Begriff nicht verstanden?
↗ Digital Divide (Kompetenzzentrum Öffentliche IT)
↗ Digitale Kluft (RESET.org)
↗ Fairtrade / Fairer Handel (Verbraucherzentrale)
↗ Rainforest Alliance.org
↗ FSC – Forest Stewardship Council
↗ MSC – Marine Stewardship Council
↗ TÜV Süd (Wikipedia-Artikel)
↗ Globale Konkurrenzmechanismen (Wikipedia-Artikel)
↗ African Mobile Money (Wikipedia-Artikel)
↗ M-Pesa (Wikipedia-Artikel)
↗ Côte d’Ivoire – Elfenbeinküste (Wikipedia-Artikel)
↗ Distributed-Ledger-Technologie (Wikipedia-Artikel)
↗ Smart Contracts (Wikipedia-Artikel)
↗ Lieferkette – englisch: supply chain (Wikipedia-Artikel)
↗ TradeLens, eine Logistik Plattform (Cio Magazin)